Erfahrungs- und Forschungsbericht: Neue Berechnungsmethode zur unabhängigen Beurteilung von Transport- und Lagerbehältern

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI kann künftig mit einem neuen unabhängigen Berechnungswerkzeug die Wärmeabfuhr von Transport- und Lagerbehältern bestimmen. Dies geht aus dem Erfahrungs- und Forschungsbericht 2016 des ENSI hervor.

Nach zwei Jahren Projektdauer verfügt das ENSI über eine von den Herstellern und Eigentümern unabhängige Berechnungsmethode, um die Sicherheitsmarge bei der Wärmeabfuhr von Transport– und Lagerbehältern zu bestimmen. Mit der neuen Methode kann das ENSI bei der laufenden Fertigung der Behälter zudem allfällige Abweichungen schneller bewerten.

Das Anfang April 2014 von der Universität Bayreuth gestartete Projekt basiert auf computergestützten (numerischen) Analysen, die Komponenten in Unterelemente zerlegen, in sogenannte Finite Elemente. Dazu hat der Lehrstuhl eine eigene Softwarelösung konzipiert.

Die neue unabhängige Berechnungsmethode ist deshalb so wichtig, weil die Betreiber der Kernanlagen die maximal mögliche Wärmekapazität der Behälter ausnutzen wollen und bereits über 40 Behälter unterschiedlicher Bauart zwischengelagert sind. Jedes Jahr kommen neue Behälterexemplare dazu.

 

Die vier Schutzziele der Transport- und Lagerbehälter

Bevor ein Transport- und Lagerbehälter ins Zwischenlager gebracht werden kann, muss das ENSI die entsprechende Bauart für den Transport zulassen und für die Zwischenlagerung freigeben. Danach wird die Herstellung begleitend überwacht und abschliessend jedes Exemplar einzeln freigegeben.

Grundlage für die Freigabe sind verschiedene gesetzlich vorgeschriebene Anforderungen. Im Transportrecht auf der Strasse gelten die Bedingungen des Gefahrgutrechts ADR und für die Zwischenlager die Anforderungen, die in der Richtlinie ENSI-G05 festgeschrieben sind.

Die Anforderungen umfassen folgende vier Schutzziele:

  1. Mechanische Integrität (Einschluss der radioaktiven Stoffe auch unter Störfallbedingungen)
  2. Wärmeabfuhr
  3. Abschirmung (Begrenzung der radioaktiven Strahlung)
  4. Unterkritikalität (Vermeidung einer unkontrollierbaren Spaltreaktion)

 

Nachfolgeprojekt gestartet

Das ENSI wird die Forschung über Konzeption und Bauart der Transportbehälter für den Gefahrgutbereich weiter vorantreiben und hat ein Nachfolgeprojekt lanciert, das am 1. Januar 2017 gestartet wurde. Ein Schwerpunkt dieser Forschungsarbeit ist die optimale Positionierung des Tragekorbes in der dichten Umschliessung, wie sie insbesondere bei horizontaler Lagerung des Behälters während des Transports auftritt.

Umfangreiche Berichterstattung über die Forschungsprojekte des ENSI

Im neu erschienenen Erfahrungs- und Forschungsbericht 2016 werden neben dem Projekt der Berechnungsmethode zur Sicherheitsmarge der Wärmeabfuhr von Behältern sämtliche weiteren Forschungsprojekte des ENSI beschrieben.

Die Forschungsstrategie des ENSI setzt die folgenden Schwerpunkte: Langzeitbetrieb der bestehenden Kernkraftwerke, Schutz gegen extreme Naturereignisse und Realisierung von geologischen Tiefenlagern.