Mühleberg: ENSI erwartet Umsetzung der OSART-Empfehlungen

Die Expertenmission, die im Oktober 2012 das Kernkraftwerk Mühleberg unter die Lupe genommen hat, listet in ihrem nun veröffentlichten Schlussbericht zehn Good Practices sowie zehn Verbesserungspunkte und weitere Anregungen auf. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI erwartet, dass das Kernkraftwerk Mühleberg die offenen Punkte angeht. Zum Teil sind sie bereits durch Forderungen des ENSI zum Langzeitbetrieb abgedeckt.

Im Rahmen einer periodischen Sicherheitsüberprüfung, den Überprüfungen in Folge des Reaktorunglücks in Fukushima sowie der Beurteilung seines Langzeitbetriebs wurde das Kernkraftwerk Mühleberg in den vergangenen zwei Jahren umfassend beurteilt. Mit der OSART-Mission wurde im Oktober 2012 eine weitere, unabhängige Prüfung der Anlage vorgenommen. Das Expertenteam der IAEA bestätigt, dass das Kernkraftwerk Mühleberg die internationalen Vorgaben einhält, und hat eine Reihe von Empfehlungen formuliert.

Für Georg Schwarz, Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke und stellvertretender ENSI-Direktor, ist das Resultat eine Bestätigung der Arbeit des ENSI: „Wir erwarten vom Betreiber, dass er die Empfehlungen umsetzt. Die wichtigsten Empfehlungen haben wir bereits mit unseren Forderungen zum Langzeitbetrieb aufgegriffen.“

 

Optimierung des Strahlenschutzes

Im Bereich des operationellen Strahlenschutzes haben die internationalen Experten die Strahlendosen des Werkspersonals des Kernkraftwerks mit den Strahlendosen des Personals anderer Werke mit Siedewasserreaktoren verglichen. Obwohl die Grenzwerte gut eingehalten werden, hat das OSART-Team weitere Optimierungsmassnahmen vorgeschlagen.

Die Sachverständigen der IAEA haben weiter empfohlen, den konventionellen Arbeitsschutz zu verbessern, ebenso den Umgang mit Chemikalien. Das Thema einer ganzheitlichen Betrachtung der Sicherheit in Nuklearanlagen ist dem ENSI schon lange bekannt. Unter anderem hat das IRRS-Team der IAEA bei der Überprüfung der Aufsichtsbehörde im Jahr 2011 empfohlen, dass die Koordination für die Beaufsichtigung und Umsetzung der Vorgaben für konventionellen Arbeitsschutz in Kernanlagen auf Verbesserungen hin unter die Lupe genommen wird. Die Zuständigkeiten im Bereich konventionelle Arbeitssicherheit hat das ENSI bereits analysiert, Lösungsvorschläge werden in Zusammenarbeit mit anderen involvierten Behörden erarbeitet.

Der Schutz vor Strahlung bei einem Unfall sollte ebenfalls durch das Werk überprüft werden, damit allfällige Risiken für das Personal vermieden werden können. Georges Piller, Leiter des Fachbereichs Strahlenschutz, erklärt dazu: „Die Notfallorganisation des Kernkraftwerks Mühleberg ist für die Bewältigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation, geeigneten Führungsprozessen und -einrichtungen zusammen mit einer entsprechenden Auslegung der Anlage hat das Kraftwerk die Notfallbereitschaft auf hohem Niveau sicherzustellen.“

 

Überwachung der Risse im Kernmantel gelobt

Die Experten der OSART-Mission äusserten sich positiv zu den Massnahmen in Zusammenhang mit Kernmantelrissen. Ebenfalls gelobt wurde die rasche Anpassung der laufenden Revisionsarbeiten nach Bekanntwerden der Befunde im Reaktordruckbehälter eines belgischen Kernkraftwerks.

Die OSART-Mission ist die 170. dieser Art. „Sie ist für uns eine wertvolle Ergänzung unserer Aufsichtstätigkeit“, betont Georg Schwarz. Die Experten haben während zwei Wochen die betriebliche Sicherheit des Kernkraftwerks Mühleberg geprüft. Sie stammen aus Belgien, Tschechien, Finnland, Deutschland, Ungarn, der Slowakei, Schweden, dem Vereinigten Königreich und den USA. Die gemeinsame Erfahrung des Teams beträgt 340 Personenjahre.