Das ENSI überwacht die Radioaktivität aus Kernanlagen

Strahlenbelastung in der Schweiz

Radioaktivität ist ein natürlicher Vorgang, der 1896 von Henri Becquerel entdeckt wurde. Der Mensch ist täglich ionisierender Strahlung als Folge von natürlicher und künstlicher Radioaktivität ausgesetzt.  Dies kann zu Auswirkungen auf die Gesundheit führen. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI überwacht deshalb die Radioaktivitätsabgaben der Kernanlagen, die Einhaltung der Abgabelimiten sowie die Einhaltung der Strahlenschutzvorschriften und Dosislimiten beim Betrieb der Anlagen.  

Von den heute ungefähr 2000 bekannten Nukliden, sind nur 250 stabil. Instabile Nuklide zerfallen dauernd und setzen dabei in der Regel ionisierende Strahlung frei. Ionisierende Strahlung wird in verschiedene Strahlenarten eingeteilt, die drei wichtigsten sind Alpha-, Beta- und Gammastrahlung. Bei Alpha-Strahlung handelt es sich um das Aussenden (Emission) von ionisierten Helium-Kernen. Diese haben in der Luft eine Reichweite von einigen Zentimetern und können bereits mit einem Papierblatt abgeschirmt werden. Die Beta-Strahlung, welche aus emittierten Elektronen besteht, hat in der Luft eine Reichweite von ein paar Metern. In der Regel reicht eine dünne Aluminiumplatte, um sie abzuschirmen. Die Gamma-Strahlung besteht aus hochenergetischer elektromagnetischer Strahlung und hat eine hohe Durchdringungsfähigkeit. Es braucht eine dicke Bleischicht, um vor dieser Strahlung abgeschirmt zu sein.

Der Mensch kann ionisierender Strahlung entweder von extern oder bei Aufnahme radioaktiver Stoffe in den Körper, z.B. über Atmung oder Nahrung, auch von intern ausgesetzt sein. Durch die Wechselwirkung ionisierender Strahlung mit lebenden Zellen können Schäden verursacht werden, welche die normale Funktion der Zellen selbst beeinträchtigen. Hohe Strahlendosen können dabei zu akuten gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Hautverbrennungen, Organversagen oder im Extremfall sogar zum unmittelbaren Tod führen. Aber auch kleinere Strahlendosen können Spätfolgen wie Krebs oder genetische Veränderungen verursachen. Das Strahlenschutzgesetz bezweckt deshalb, Mensch und Umwelt vor Gefährdungen durch ionisierende Strahlen zu schützen.

 

Die Rolle des ENSI beim Schutz vor Strahlung aus den Kernkraftwerken

Georges Piller, Leiter des Aufsichtsbereichs Strahlenschutz, hält fest: „Das Gesetz sieht vor, unumgängliche Strahlenexpositionen so tief zu halten, wie dies nach dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik möglich ist. Die Mitarbeitenden des ENSI überwachen den radiologischen Arbeitsschutz in den Kernanlagen sowie die Emissionen radioaktiver Stoffe und deren Immissionen in der Umgebung der Anlagen.“

Weiterhin überwacht das ENSI die Individualdosen des in den Werken eingesetzten, beruflich strahlenexponierten Personals. Diese Dosiswerte liegen meistens weit unterhalb des Grenzwerts für beruflich strahlenexponierte Personen und im Mittel auch unterhalb des Grenzwertes für Einzelpersonen der Bevölkerung in der Schweiz.

„Optimierungsmassnahmen haben zu einer deutlichen Reduktion der Strahlendosen geführt. Dazu beigetragen hat auch, dass in den letzten Jahren die Wasserchemie in den Anlagen dem Stand von Wissenschaft und Technik angepasst wurde. Die Betreiber der schweizerischen Kernanlagen stehen vor der Herausforderung, den hohen Stand des Strahlenschutzes zu halten und die vereinzelt auftretenden, höheren Individualdosen einzelner Spezialisten zu reduzieren“, bemerkt schliesslich Georges Piller.

Das vom ENSI betriebene Messnetz für die automatische Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernkraftwerke MADUK besteht aus insgesamt 57 Messstationen, die in vier Teilnetze mit je 12 bis 17 Stationen im Umkreis von rund sechs Kilometern um die schweizerischen Kernkraftwerke und um das Paul Scherrer Institut aufgeteilt sind. Die Dosisleistung kann dank diesem Messnetz zu jeder Zeit verfolgt werden. Die Daten sind für jedermann zugänglich. Die Messsonden des MADUK-Systems komplettieren und ergänzen das gesamtschweizerische Messnetz zur Radioaktivitätsüberwachung NADAM, das weitere 58 Messstationen, die über die ganze Schweiz verteilt sind, zählt.

Das ENSI hat jederzeit Zugriff auf Anlagenparameter der Kernkraftwerke. Damit stehen auch jederzeit Informationen zu den radioaktiven Abgaben der Werke zur Verfügung.