KKL: Kurzzeitiger Ausfall Annulusabluftsystem vom 5. Mai 2014

BETROFFENES WERK / TITEL

KKW Leibstadt: Kurzzeitiger Ausfall Annulusabluftsystem

DATUM / ZEIT

5. Mai 2014, 07:54 Uhr

SACHVERHALT

Zur gesicherten Durchführung von Arbeiten im Rahmen einer Divisionsrevision sollte am 5. Mai 2014 mit Hilfe eines Deckels die Ansaugöffnung des bereits freigeschalteten und nicht in Betrieb befindlichen Annulusabluftsystems verschlossen werden. Dabei wurde jedoch fälschlicherweise die Ansaugöffnung des in Betrieb befindlichen Annulusabluftsystems verschlossen. Das Abluftsystem fiel aus und das Notabluftsystem lief auslegungsgemäss automatisch an. Da sich sowohl das Annulusabluftsystem als auch das Notabluftsystem die verschlossene Öffnung als gemeinsame Ansaugöffnung teilen, konnte das Notabluftsystem den geforderten Unterdruck nicht herstellen. Erst nach dem Entfernen des Deckels konnte der im betroffenen Anlagenteil geforderte Unterdruck wieder hergestellt werden.

Das Annulusabluftsystem sorgt als betriebliches Abluftsystem im Normalbetrieb für eine gestaffelte Unterdruckhaltung zwischen verschiedenen Gebäudeteilen des Kernkraftwerks und ist einfach redundant vorhanden. Die angesaugte Luft aus dem Annulus, der durch das Primär- und Sekundärcontainment gebildet wird, wird im Normalbetrieb auf radioaktive Stoffe hin überprüft und über den Abluftkamin (unter Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte) an die Umgebung abgegeben. In einem zu unterstellenden Störfall wird die aus dem Annulus stammende Luft durch ein so genanntes Notabluftsystem abgesaugt und über Filter geführt, um etwaige in der Fortluft befindliche radioaktive Stoffe und Aerosole zurückzuhalten zu können. Die vorhandenen Notabluftsysteme sind als Sicherheitssysteme bezeichnet und ebenfalls einfach redundant vorhanden.

Zum Zeitpunkt des Vorkommnisses befand sich die Anlage im Leistungsbetrieb. Der Ausfall des Annulusabluftsystems und der dadurch verursachte Start des Notabluftsystems hatten keinen Einfluss auf den Betrieb der Gesamtanlage. Nach dem Entfernen des Deckels wurde die Unterdruckhaltung im Annulus mittels manuellen und automatischen Regelungseingriffen innerhalb von 6 Minuten wieder normalisiert.

EINSTUFUNG (NACH RICHTLINIE ENSI-B03)

INES: unterhalb der Skala

MASSNAHMEN DES BETREIBERS

Das KKL hat als Sofortmassnahme kurz nach dem Start des Notabluftsystems alle lüftungstechnischen Anlagenteile überprüft und keine Anomalitäten festgestellt.

MASSNAHMEN DES ENSI

Das ENSI verlangte, dass das KKL die identifizierten Defizite bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung von Instandhaltungsarbeiten vertieft analysiert. Das ENSI wird die vom Betreiber durchgeführten Analysen und Massnahmen verfolgen und prüfen, ob weitere Massnahmen erforderlich sind.

BEURTEILUNG DURCH DAS ENSI

Der Betrieb der Anlage wurde nicht beeinträchtigt. Das Vorkommnis hatte eine geringe Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Durch das schnelle Entfernen des Deckels auf der Ansaugöffnung des in Betrieb befindlichen Annulusabluftsystems konnte die geforderte Unterdruckhaltung nach ungefähr sechs Minuten wiederhergestellt werden.

KRITERIUM FÜR DIE AUFSCHALTUNG AUF DER ENSI-WEBSITE

Auslösung von Sicherheitssystemen

Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtigen Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend:

  • INES-Stufe 1 oder höher
  • Auslösung von Sicherheitssystemen
  • Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt
  • Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv

Stand: 8. Oktober 2014