KKW Mühleberg: Schutzmassnahmen gegen Hochwasser entsprachen auch 2011 den nationalen und internationalen Vorgaben

Das Kernkraftwerk Mühleberg verfügt über die vorgeschriebenen Schutzmassnahmen für ein 10‘000-jährliches Hochwasser. Dies war auch schon 2011 der Fall, wie das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI in einer Verfügung festhält. Seither wurde die Anlage im Bereich des Hochwasserschutzes weiter nachgerüstet.

KKW_hochwasser„Das ENSI hat sich bei der Beurteilung der Schutzmassnahmen des Kernkraftwerks Mühleberg stets an die nationalen und internationalen Vorgaben gehalten“, fasst Ralph Schulz, Leiter des Fachbereichs Sicherheitsanalysen, die Verfügung zusammen, die das ENSI auf Verlangen von zwei Kernenergiegegnern erlassen hat.

Markus Kühni und Rainer Burki hatten 2012 dem ENSI vorgeworfen, mit seinem Entscheid, die internen Notfallschutzmassnahmen und insbesondere nicht klassierte, mobile Systeme für den Nachweis der Beherrschung des 10’000-jährlichen Hochwassers im Kernkraftwerk Mühleberg zu kreditieren, das Konzept der gestaffelten Sicherheitsvorsorge verletzt zu haben. Das ENSI hat den Vorwurf im Detail geprüft und weist diesen in der Verfügung zurück. Es hat sich bei seinem Entscheid auf die nationalen und internationalen Vorgaben abgestützt.

Hochwasser entwickeln sich langsam

Ein extremes Hochwasser kann zu einem Störfall führen. Dieser würde sich aber langsam entwickeln und entsprechend ausreichend Zeit für Massnahmen lassen. Ein solcher Störfall muss nach internationaler Praxis der Kerntechnik nicht mit Sicherheitssystemen allein beherrscht werden. Es können auch vorbereitete, interne Notfallschutzmassnahmen eingesetzt werden.

ENSI stützt sich bei Beurteilung auf internationale Vorgaben ab

Massgeblich für die Umsetzung der Vorgaben des schweizerischen Kernenergierechts sind bei diesem Störfall die Standards der Internationalen Atomenergieorganisation IAEA und der Western European Nuclear Regulators Association WENRA. Das Regelwerk von IAEA und WENRA stellt strenge Anforderungen, um die Zuverlässigkeit der Störfallbeherrschung zu gewährleisten.

Internationale Experten haben ENSI-Beurteilung bestätigt

kkm-e1401961096320„Das Kernkraftwerk Mühleberg hat den Hochwassernachweis 2011 unter strengen Vorgaben erfolgreich erbracht“, sagt Ralph Schulz. Die Stellungnahme des ENSI dazu wurde im Schlussbericht der Überprüfungsmission des Integrated Regulatory Review Service IRRS 2011 bestätigt. Auch der im Rahmen des EU-Stresstests über die Schweiz erstellte Bericht kam 2012 zum Schluss, dass die Auslegung der Schweizer Kernkraftwerke gegen externe Überflutung guter europäischer Praxis entspreche. Das Kernkraftwerk Mühleberg wurde dabei explizit genannt.

Auch bei der internationalen Expertengruppe Reaktorsicherheit ERS, von der das ENSI fachlich beraten wird, wurde 2012 die Frage positiv beantwortet, ob mobiles Equipment bei genügend grossem Zeitfenster zur Störfallbeherrschung kreditiert werden darf. Die ERS hielt fest, dass dies zulässig sei, sofern die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind: Das mobile Equipment muss klar bezeichnet sein und für die Ausführung der Handlungen vor Ort muss genügend Zeit zur Verfügung stehen (mehr als eine Stunde). Das mobile Equipment muss getestet und seine Handhabung in den Vorschriften geregelt sein. Das Personal muss regelmässig damit beübt werden. Alle diese Anforderungen waren in Mühleberg erfüllt.

Nachrüstungen über internationale Standards hinaus

„Heute stellt sich diese Frage ohnehin nicht mehr, da seit 2011 die Anlage in Mühleberg erheblich nachgerüstet wurde“, hält Ralph Schulz weiter fest. Dank der im Jahr 2015 realisierten Nachrüstungen kann das Kernkraftwerk Mühleberg das 10‘000-jährliche Hochwasser allein mit fest installierten Ausrüstungen beherrschen. Dabei steht eine von der Aare unabhängige Wärmesenke zur Verfügung.

Gemäss dem von der Europäischen Kommission 2013 publizierten „Technical summary on the implementation of comprehensive risk and safety assessments of nuclear power plants in the European Union“ wird das Vorhandensein einer alternativen und voll unabhängigen letzten Wärmesenke als „good practice“ bewertet. „Eine zweite unabhängige Kühlwasserversorgung geht über den internationalen Standard hinaus und stellt eine vorbildliche Ausnahme von der Regelsituation dar“, erklärt Ralph Schulz. Gemäss dem Bericht der Europäischen Kommission verfügten lediglich 25 von 145 Kernkraftwerken, die im EU-Stresstest betrachtet wurden, über eine solche zweite unabhängige Kühlwasserversorgung.

„Mühleberg hat 2011 die Anforderungen an den Schutz vor 10‘000-jährlichen Hochwassern erfüllt und wurde seither noch weiter verbessert“, fasst Ralph Schulz zusammen.