Strahlenschutzbericht 2016: JRODOS ist in der ENSI-Notfallorganisation etabliert

Seit Anfang 2016 wird zur Modellierung der Ausbreitung von radioaktiven Stoffen und zur Dosisberechnung für den Notfallschutz das Programm JRODOS eingesetzt. Im Stundentakt berechnet JRODOS für alle Schweizer Kernanlagen basierend auf meteorologischen Daten, wie sich Freisetzungen im Ereignisfall ausbreiten würden.

Das Ausbreitungsmodell JRODOS (Java-based Realtime Online DecisiOn Support system) ermöglicht bei einem kerntechnischen Notfall eine realistische Beurteilung der radiologischen Gefährdung der Bevölkerung. „Zusammen mit den Mitteln der Aeroradiometrie stehen damit jederzeit einsetzbare, wertvolle und genaue Instrumente für die aktuelle Beurteilung und eine Prognose der radiologischen Lage zur Verfügung“, erläutert Rosa Sardella, Leiterin des Fachbereichs Strahlenschutz beim ENSI, anlässlich der Veröffentlichung des Strahlenschutzberichtes 2016.

JRODOS

Bei JRODOS handelt es sich um eine modulare Plattform zur Entscheidungsunterstützung in Echtzeit für den kerntechnischen Notfallschutz. JRODOS erlaubt die direkte Verwendung von 3D-Wettervorhersagedaten aus dem von MeteoSchweiz routinemässig eingesetzten Modell COSMO-1. Dieses liefert Prognosen in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung bis zu 24 Stunden in die Zukunft. Um der kleinräumigen Landschaftsstruktur der Schweiz gerecht zu werden, verwendet JRODOS das feinst aufgelöste Höhenmodell (DHM25) des Bundesamtes für Landestopografie swisstopo.

Eine wesentliche Neuerung im Vergleich zum davor verwendeten Programm ADPIC stellt die Erweiterung des Rechengebiets von den bei ADPIC maximal möglichen 64 x 64 km2 auf 300 x 300 km2 und die dadurch mögliche Darstellung von weiterreichenden Simulationen dar.

JRODOS ist seit Anfang 2016 bei der ENSI-Notfallorganisation im Einsatz. Es werden automatisch routinemässige Berechnungen im Stundentakt und für drei verschiedene Freisetzungshöhen durchgeführt.

Einerseits ist dadurch sichergestellt, dass das System rund um die Uhr zur Verfügung steht und die Ausbreitungssituation jederzeit überwacht werden kann. Andererseits können Routineberechnungen auch im Ereignisfall und bei Übungen für eine erste Beurteilung verwendet werden. So kann die Gefährdung der Bevölkerung bei einer bevorstehenden oder bereits erfolgten Freisetzung von radioaktiven Stoffen abgeschätzt werden.

 

 

Strahlenschutz in den Kernanlagen: Optimierungsprinzip konsequent umgesetzt

2016 wurden die Grenzwerte konsequent eingehalten. „In keiner Kernanlage gab es Vorkommnisse, die zu einer unzulässigen Strahlenexposition von Personal oder Bevölkerung geführt haben“, sagt Rosa Sardella.

Bei den beruflich strahlenexponierten Personen sind die Individualdosen – die Dosis, welche eine Person im Jahr 2016 angesammelt hat – mit einem Mittelwert von 0,5 Millisievert (mSv) und einem Maximalwert von 10 mSv deutlich unter dem Dosisgrenzwert von 20 mSv geblieben.

Die Jahreskollektivdosen in den Schweizer Kernkraftwerken konnten seit Anfang ihres Betriebes in Anwendung des Optimierungsprinzips deutlich reduziert werden. Auch 2016 konnten sie sich auf einem tiefen Wert halten und auf kleinem Niveau weiter sinken.

 

Entwicklung der Kollektivdosen in den Kernanlagen, 1969-2016.

 

Umweltradioaktivität bei Kernanlagen: Abgabelimiten mit Margen eingehalten

Die Abgaben radioaktiver Stoffe mit dem Abwasser und der Abluft führten in der unmittelbaren Umgebung der Kernanlagen zu einer Dosis von weniger als 0,01 mSv pro Jahr. Dies liegt im Bereich eines Prozents der mittleren jährlichen Strahlendosis der Schweizer Bevölkerung von 5,5 mSv pro Jahr. Die festgelegten Abgabelimiten wurden 2016 eingehalten, teilweise mit beträchtlichen Margen.

Das seit 1994 vom ENSI betriebene Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernkraftwerke (MADUK) dient den Behörden und der Öffentlichkeit als Beweissicherung. 2016 wurden keine erhöhten Ortsdosisleistungswerte festgestellt, die auf Abgaben der Kernkraftwerke zurückzuführen sind. Einzelne lokal erhöhte Messwerte sind auf Schwankungen der natürlichen Strahlung – beispielsweise verursacht durch starken Niederschlag – zurückzuführen.

 

Beispiel einer registrierten Erhöhung bei einer MADUK-Messsonde aufgrund von lokal begrenztem Starkregen und dessen Washout-Effekten.