Der Mensch als Faktor: ENSI organisiert internationalen Workshop

In Organisationen, die ihre Kernaufgaben unter allen Umständen wahrnehmen müssen, ist die Belastbarkeit von Mitarbeitenden ein zentrales Thema. Dies gilt insbesondere in Kernkraftwerken. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI hat dazu einen internationalen Workshop durchgeführt.

Ein denkbares Szenario: Es lärmt, blitzt und blinkt rundherum – ein Störfall ist eingetreten. Viele, laute Alarme stören die Konzentration zusätzlich. Trotzdem müssen Mitarbeitende in Kernkraftwerken in solchen Situationen funktionieren, diesem Stress trotzen, die richtigen Entscheidungen fällen, denn auch von ihnen hängt in diesem Moment die Sicherheit ab.

Die Teilnehmer des NEA-Workshops kamen aus verschiedensten Institutionen wie Kraftwerken, Aufsichtsbehörden, Schulen und internationalen Organisationen wie der IAEA.
Die Teilnehmer des NEA-Workshops kamen aus verschiedensten Institutionen wie Kraftwerken, Aufsichtsbehörden, Schulen und internationalen Organisationen wie der IAEA.

Mit den psychologischen Anforderungen an Menschen, die in Einrichtungen arbeiten, wo ein funktionierendes Krisenmanagement Voraussetzung ist, befasst sich die Sektion Mensch und Organisation beim ENSI. Sie organisierte dazu vom 24. bis 26. Februar 2014 einen internationalen Workshop mit 34 Teilnehmenden aus mehr als einem Dutzend verschiedener Länder. Dieser fand im Rahmen der Arbeitsgruppe Human and Organizational Factors der Nuclear Energy Agency NEA statt.

„Der Workshop brachte nukleare und nicht-nukleare Themenfelder zusammen“, sagt Daniel Tasset, Leiter des Bereichs Human and Organizational Factors beim französischen Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire IRSN. Er präsidiert die NEA-Arbeitsgruppe.

 

Die richtigen Fragen finden, um nach Antworten zu suchen

Ziel des Workshops war es, sich intensiv damit zu befassen, was die Leistung von Mitarbeitenden und Organisationen unter extremen Bedingungen verbessern kann. Unter extremen Bedingungen werden unter anderem Unfälle verstanden, deren Beherrschung nicht in allen Details durch Übungen vorbereitet werden können. Dazu zählt auch ein komplexer und langer Unfallverlauf, der mit Stress und Angst einhergeht.

„Es war interessant, im Rahmen von Arbeitsgruppen an den wichtigsten Fragen zu den menschlichen und organisatorischen Faktoren in extremen Situationen wie dem Fukushima-Unfall zu arbeiten“, so Tasset. Diese wolle man mit weiterführenden Arbeiten an diesem Thema beantworten.

 

Know-how-Transfer war erfolgreich

Im Vordergrund des Workshops standen auf der einen Seite Fragestellungen zum Umgang mit dem Unerwarteten: Eine Organisation muss sowohl zuverlässig als auch resilient (widerstandsfähig) sein, um in Krisen ihre Kernaufgaben wahrnehmen zu können.

Auf der anderen Seite war der gegenseitige Wissenstransfer zwischen Psychologen und Ingenieuren ein voller Erfolg.

Auch Themen abseits der Nuklearsicherheit

Unter anderem wurden folgende Themenschwerpunkte in Vorträgen behandelt:

  • Mitarbeiter-Führung unter extremen Stressbedingungen
  • Neuste Erkenntnisse aus Fukushima
  • Menschliche und organisatorische Faktoren beim Reaktorunfall von Fukushima
  • Personalselektion und -ausbildung von Piloten bei der Schweizer Luftwaffe

Zwischen den Vorträgen haben sich die Teilnehmer in Arbeitsgruppen aufgeteilt und verschiedene Themen vertieft.

Teilnehmende aus 14 verschiedenen Ländern

  • Belgien
  • Deutschland
  • England
  • Finnland
  • Frankreich
  • Japan
  • Kanada
  • Niederlande
  • Norwegen
  • Österreich
  • Schweden
  • Schweiz
  • Südkorea
  • USA

Die Teilnehmer kamen aus verschiedenen Organisationen wie Kraftwerken, Aufsichtsbehörden, Schulen und internationalen Organisationen wie der IAEA.

Sektion Mensch und Organisation MEOS

Die Sektion MEOS des ENSI analysierte im Nachgang zum Reaktorunglück in Fukushima die menschlichen und organisatorischen Faktoren des Unfalls: Wo wurden menschliche Fehler begangen? Wo haben organisatorische Aspekte zu Fehlverhalten geführt? Die Analyse zeigte erneut auf: Nicht nur zur Vermeidung, auch für die Beherrschung eines Unfalls spielt der Faktor Mensch eine zentrale Rolle. Die Organisationen von Betreibern und Behörden, in welchen die Menschen arbeiten, müssen den menschlichen Faktoren durch geeignete Strukturen, Abläufe und Sicherheitskultur Rechnung tragen.