KKG: Ungeplante Leistungsabsenkung am 28. Juli 2014 beim Ausführen eines fehlerhaften Skripts im Leittechnik-Servicegerät

BETROFFENES WERK / TITEL

KKW Gösgen: Ungeplante Leistungsabsenkung beim Ausführen eines fehlerhaften Skripts im Leittechnik-Servicegerät

DATUM / ZEIT

28. Juli 2014, 14:51 Uhr

SACHVERHALT

Im Kernkraftwerk Gösgen (KKG) waren im Revisionsstillstand 2014 umfangreiche Nachrüstungen im Bereich der Leittechnik vorgenommen worden. Auch nach der Aufnahme des Leistungsbetriebs wurden im Rahmen des ordentlichen Inbetriebsetzungs-Programms Anlagenversuche durchgeführt, um sicherzustellen, dass die neue Leittechnik sämtliche Funktionen wie in der Auslegung vorgesehen erfüllt.

Das System, das für die Überwachung und Begrenzung der Reaktorleistung zuständig ist, ist vierfach vorhanden. Es zeigte zeitweise eine Störmeldung an. Um deren Ursache zu ermitteln, wurden am 28. Juli 2014 Rechenwerte von einem redundanten System auf andere redundante Systeme mit einem neuen Leittechnik-Servicegerät übertragen. Dabei erreichten einzelne Werte zur Überwachung der Leistungsdichte Kriterien, die zu einer automatischen Reduktion der Reaktorleistung auf rund 35% führten. Die tatsächliche Leistungsdichte war nicht erhöht.

Zur unnötigen Leistungsreduktion war es gekommen, weil irrtümlich davon ausgegangen wurde, dass die Werte, die zur Überwachung der Leistungsdichte verwendet werden, in den verschiedenen redundanten Systemen gleich gross sein müssten. Dabei wurde in der hierfür verwendeten Computerbefehls-Sequenz (einem so genannten Skript) nicht berücksichtigt, dass die einzelnen redundanten Systeme aufgrund physikalischer Unterschiede mit unterschiedlichen Werten arbeiten müssen.

Nachdem die Ursache der Leistungsreduktion geklärt war, konnte die Anlage wieder auf Volllast gefahren werden.

EINSTUFUNG (NACH RICHTLINIE ENSI-B03)

INES: unterhalb der Skala

MASSNAHMEN DES BETREIBERS

Alle auf dem neuen Leittechnik-Servicegerät vorhandenen Skripte, mit denen vergleichbare Beeinflussungen der Leittechnik möglich wären, wurden auf Korrektheit geprüft. Dabei wurden keine weiteren Fälle gefunden.

MASSNAHMEN DES ENSI

Das ENSI beurteilt die Massnahmen des KKG als ausreichend und stellt daher keine Forderungen.

BEURTEILUNG DURCH DAS ENSI

Das im Rahmen der Störungssuche verwendete fehlerhafte Skript führte dazu, dass die Leittechnik fälschlicherweise von einer lokal erhöhten Leistungsdichte ausging und deshalb die Reaktorleistung reduzierte. Die ausgelöste Leistungstransiente erfolgte auslegungsgemäss. Die sicherheitstechnische Bedeutung des Vorkommnisses ist deshalb als gering einzustufen.

KRITERIUM FÜR DIE AUFSCHALTUNG AUF DER ENSI-WEBSITE

Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt.

Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtigen Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend:

  • INES-Stufe 1 oder höher
  • Auslösung von Sicherheitssystemen
  • Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt
  • Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv

Stand: 22. Dezember 2014