ENSI legt letzten Aktionsplan zu Fukushima vor

Vier Jahre nach dem Reaktorunfall in Fukushima hat das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI fast alle gewonnenen Erkenntnisse analysiert und die notwendigen Massnahmen umgesetzt. Mit dem vierten und letzten Aktionsplan werden die Arbeiten abgeschlossen. Im Aktionsplan 2015 kommen dazu neu die Themen Sicherheitskultur und Auswirkungen von nicht-nuklearen Gefahrstoffen.

Fukushima_Action_Plan_2015Neben vielen neuen Erkenntnissen hat Fukushima auch ein eigentlich schon länger bekanntes Faktum bestätigt: Im System der nuklearen Sicherheit spielt die Aufsichtsbehörde eine nicht zu unterschätzende Rolle. „Wie alle Analysen zeigen, trägt die japanische Atomaufsichtsbehörde als Teil des regulatorischen Systems eine Mitverantwortung bei der Katastrophe von Fukushima“, sagt ENSI-Direktor Hans Wanner. „Wir haben deshalb nach dem Reaktorunfall in Japan nicht nur die Kernkraftwerke überprüft, sondern auch unsere Arbeit und unser Wirken als Aufsichtsbehörde hinterfragt.“ Das ENSI hat im Nachgang zu Fukushima im Rahmen des Projekts „Aufsichtskultur“ Massnahmen entwickelt, die nun im Aufsichtsalltag umgesetzt werden.

Sie umfassen die weitere Steigerung der Kompetenz und Professionalität der ENSI-Mitarbeitenden, die bereichsübergreifende Zusammenarbeit innerhalb des ENSI, die Grundlagen der Aufsicht, sowie die Selbstreflexion. Die Massnahmen dienen der kontinuierlichen Verbesserung im Hinblick auf die Erfüllung des Auftrags des ENSI und stellen deshalb einen Beitrag zum Schutz von Mensch und Umwelt dar. Das ENSI wird bis Ende des Jahres einen Bericht zu den Lehren in Bezug auf die Sicherheitskultur der Aufsichtsbehörde und der Betreiber und deren praktische Umsetzung vorlegen.

Auswirkungen von nicht-nuklearen Gefahrstoffen auf die Störfallbeherrschung

Wenn bei einem schwerwiegenden Störfall die elektronische Fernsteuerung der Systeme ausfällt, werden für die Störfallbeherrschung Handeingriffen des Personals notwendig. Da auf dem Betriebsareal jedes Kernkraftwerks auch entzündliche sowie explosive Stoffe, ätzende oder gesundheitsgefährdende Chemikalien vorhanden sind, könnten diese die Notfallmannschaft bei den manuellen Eingriffen gefährden. Das ENSI lässt deshalb abklären, inwieweit das Vorhandensein von nicht-nuklearen Stoffen die Beherrschung des Störfalls erschweren könnte. Die Betreiber müssen untersuchen, ob und wie diese erschwerenden Faktoren in ihren Strategien und Prozeduren zur Störfallbeherrschung berücksichtigt wurden. Das ENSI wird dazu bis Ende 2015 Stellung nehmen.

Dichtes Containment trotz Stromausfall

Ein weiterer Punkt des Aktionsplans Fukushima 2015 ist die Wiederherstellung der Containmentintegrität während des Stillstands. Um Material und Personal während der Jahresrevision in das Innere eines Kernkraftwerks bringen zu können, sind über einen bestimmten Zeitraum hinweg grössere Öffnungen im Containment vorhanden. Um solche Öffnungen bei einem Störfall rechtzeitig wieder schliessen zu können, braucht es Strom. Für diese Abläufe hatte das ENSI Abklärungsbedarf identifiziert.

Die Betreiber mussten untersuchen, wie die Containmentintegrität, also die Dichtigkeit der Schutzhülle, bei einem Störfall mit langandauerndem Verlust der Stromversorgung wieder hergestellt werden kann. Alle Betreiber haben Ende Oktober 2014 die entsprechenden Nachweise eingereicht. Das ENSI wird dazu im Sommer Stellung nehmen.

Die weiteren Schwerpunkte des Aktionsplans Fukushima 2015 sind:

Analyse bereits kurz nach Fukushima begonnen

Das ENSI hat bereits kurz nach dem Reaktorunglück in Fukushima begonnen, die Ereignisse zu analysieren. Im Oktober 2011 legte die Schweizer Aufsichtsbehörde einen Bericht mit 37 Prüfpunkten vor. Ergänzt wurde der Katalog im Januar 2012 mit acht offenen Punkten aus der ENSI-Bewertung im Rahmen des EU-Stresstests sowie mit zwei Punkten aus dem Peer-Review-Bericht des EU-Stresstests für die Schweiz vom April 2012.

Nach Abschluss des Aktionsplans Fukushima 2015 werden die Kernkraftwerke in der Schweiz alle wichtigen Lehren aus dem Reaktorunfall in Japan umgesetzt haben. „Sollten jedoch neue Erkenntnisse gewonnen werden, wird das ENSI auch diese umsetzen“, betont Hans Wanner.