Abgaben der Kernkraftwerke müssen stets gering sein

Die Betreiber der Schweizer Kernkraftwerke haben das Recht, kontrolliert sehr kleine Mengen von radioaktiven Stoffen an die Umwelt abzugeben. Diese Abgaben sind für jede Anlage mit klaren Limiten geregelt und so angesetzt, dass die Dosis selbst bei Ausschöpfen der Limiten für Mensch und Umwelt in der Umgebung der Kernkraftwerke gesetzeskonform ist.

Für die Bevölkerung beträgt der Dosisgrenzwert 1 Millisievert pro Jahr. Dies entspricht einem Zwanzigstel der Dosis, die für beruflich strahlenexponierte Personen wie zum Beispiel eine Röntgenärztin oder ein Mitarbeiter eines Kernkraftwerks aufnehmen darf. Dabei ist auch der letztgenannte Grenzwert von 20 Millisievert so festgesetzt, dass es zu keiner direkten gesundheitlichen Schädigung kommen kann.

Um den Schutz von Mensch und Umwelt zu optimieren, kann die zuständige Bewilligungs- respektive Aufsichtsbehörde für jede Anlage einen Richtwert für die maximale Dosis festlegen. Dieser muss unterhalb des gesetzlichen Grenzwertes von 1 Millisievert pro Jahr liegen. Das ENSI hat in seiner Richtlinie G15 „Strahlenschutzziele für Kernanlagen“ zum Schutz von Einzelpersonen der Bevölkerung diesen sogenannten quellenbezogenen Dosisrichtwert auf 0,3 Millisievert pro Jahr festgelegt.

Limiten sind eine Bewilligungsauflage

Bei den Limiten wird zwischen Jahresabgabelimiten und Kurzzeitabgabelimiten unterschieden. Bei den Kurzzeitabgabelimiten wird die maximale Konzentration von radioaktiven Stoffen im Abwasser so festgelegt, dass die Grenzwerte, wie sie in der Strahlenschutzverordnung vorgeschrieben sind, eingehalten werden.

Bei der Fortluft wird zwischen den Nuklidgruppen Edelgase, Jod (hauptsächlich Jod-131) und Aerosole – also einem Gemisch von festen und flüssigen Schwebeteilchen in einem Gas – unterschieden. Bei den Aerosolen werden nur Nuklide – also Arten von Atomen – mit einer Halbwertszeit von mehr als acht Tagen berücksichtigt, da nur diese über die Nahrungsaufnahme wesentlich zur Dosis beitragen. Beim Abwasser wird zwischen Tritium und den anderen Radionukliden unterschieden.

Die Limiten wurden im Rahmen des Bewilligungsverfahrens in den 1960er-, 1970er und 1980er-Jahren von den Betreibern beantragt und nach eingehender Prüfung als Bewilligungsauflage festgelegt.

Konservativer Ansatz für Dosisberechnung

Aus den Abgabelimiten lassen sich die effektiven Dosen berechnen. Bei der Dosisberechnung wird ein konservativer Ansatz gewählt, das heisst, es wird für eine Bevölkerungsgruppe gerechnet, die am Ort wohnt, der durch die Abgaben am meisten betroffen ist, alle ihre Lebensmittel von diesem Ort bezieht und ihren Trinkwasser- wie auch Fischbedarf direkt aus dem Fluss unterhalb des Kernkraftwerks decken. Zudem wird angenommen, dass Fleisch und Milch von Tieren stammt, die ebenfalls an diesem Ort gehalten und mit dem Wasser aus dem Fluss direkt unterhalb des Kernkraftwerks getränkt werden.

Werden mit diesem Ansatz aus den Abgabelimiten die Jahresdosen für die meistbetroffene Bevölkerungsgruppe berechnet, so ergeben sich Dosiswerte, die deutlich unter dem quellenbezogenen Dosisrichtwert für die Bevölkerung von 0,3 Millisievert pro Jahr liegen.

Die tatsächlichen durch die Betreiber bilanzierten und in den Jahresberichten des ENSI publizierten Abgaben liegen weit unterhalb der vorgegebenen Limiten. Die daraus berechneten Dosen für die meist exponierte Bevölkerungsgruppe liegen dadurch ebenfalls weit unter dem Dosisrichtwert und somit auch unterhalb des gesetzlichen Grenzwerts.

 

Glossar

 

Becquerel

Becquerel (Bq) ist eine Einheit für die Aktivität eines radioaktiven Stoffs. Ein Becquerel bedeutet, dass in einer Sekunde ein Atomkern eines radioaktiven Stoffes zerfällt. Benannt ist die Einheit nach dem Physiker Antoine Henri Becquerel, der die Radioaktivität 1896 entdeckte, als er eher zufällig bemerkte, dass natürliches Uran in der Lage ist, fotografische Platten zu schwärzen.  

IGGw (Immissionsgrenzwert für Gewässer)

Immissionsgrenzwert für Gewässer gemäss Strahlenschutzverordnung. Die Deckung des gesamten Trinkwasserbedarfs mit Wasser, das mit dem Immissionsgrenzwert kontaminiert ist, führt zu einer sogenannten jährlichen Ingestionsdosis von 0,3 Millisiervert.  

Sievert

Das Sievert ist die Einheit, um die Strahlendosis, die auf biologische Organismen einwirkt, zu messen.  

Tritium

Tritium ist ein natürliches Isotop des Wasserstoffs. Es besteht aus einem Proton und zwei Neutronen und ist instabil. Es zerfällt mit einer Halbwertszeit von rund 12 Jahren. Tritium wird aufgrund seiner Masse auch als „Überschwerer“ oder „Superschwerer" Wasserstoff bezeichnet.
 

 

Dieser Artikel wurde am 24.01.2018 vollständig überarbeitet.