KKM: Automatische Reaktorschnellabschaltung vom 6. Juli 2015 wegen einer Störung im Speisewasser-Regelsystem der Turbinengruppe B
Betroffenes Werk / Titel
KKW Mühleberg: Automatische Reaktorschnellabschaltung wegen einer Störung im Speisewasser-Regelsystem der Turbinengruppe B
Datum / Zeit
06. Juli 2015, 11:03 Uhr
Sachverhalt
Frischdampf, der aus dem Reaktordruckbehälter (RDB) abgeleitet wird, muss durch eine entsprechende Menge Speisewasser ersetzt werden. Dies wird mit dem Speisewasser-Regelsystem gesteuert, um das Reaktorkühlmittel-Niveau (Füllstand) im RDB aufrechtzuhalten.
Wegen einer Störung im Speisewasser-Regelsystem der Turbinengruppe B schloss am 6. Juli 2015 im KKM das Speisewasserregelventil im Strang B. Damit wurde nicht mehr genügend Wasser in den Reaktor eingespeist. In der Folge sank das Reaktorniveau kontinuierlich.
Auslegungsgemäss wurde die Reaktorleistung automatisch reduziert, indem die Drehzahl der Umwälzpumpen auf Minimaldrehzahl reguliert wurde. Beim Ansprechen des Reaktorschutzsignals NIVEAU TIEF (kleiner + 28 cm) kam es schliesslich zu einer automatischen Reaktorschnellabschaltung. Diese verlief auslegungsgemäss.
Die Kontrollen zeigten einen sicheren abgestellten Reaktorzustand. Neben der auslösenden Störung im Speisewasser-Regelsystem des Strangs B gab es keine weiteren Störungen.
Die Analyse zur Ermittlung der Grundursache zeigte, dass ein Kurzschluss zum Ausfall eines Transistors in einer Baugruppe der Speisewasser-Regelung führte. Damit ging das analoge Stellsignal für das Speisewasserregelventil B verloren und das Ventil wurde innerhalb von 3 Sekunden geschlossen.
Zum Zeitpunkt der Reaktorschnellabschaltung befand sich die Anlage im Leistungsbetrieb.
Einstufung (nach Richtlinie ENSI-B03)
INES: unterhalb der Skala
Massnahmen des Betreibers
Die ausgefallene Baugruppe in der Turbinenregelung wurde durch eine baugleiche ersetzt. Anschliessend wurde die einwandfreie Funktion des Speisewasser-Regelsystems geprüft. Nach weiteren Tests zum Nachweis der Betriebsbereitschaft wurde die Anlage wieder angefahren. Volllast wurde am 7. Juli 2015 um ca. 02:30 Uhr erreicht. Die defekte Baugruppe wurde zum Hersteller zur weiteren Analyse geschickt.
Massnahmen des ENSI
Die vom KKM getroffenen Massnahmen erachtet das ENSI als ausreichend und erhebt daher keine Forderungen. Der Analysebericht zur defekten Baugruppe wird dem ENSI zugestellt, woraus sich weitere Massnahmen ergeben können.
Beurteilung durch das ENSI
Die Störung im Speisewasserregelsystem der Turbinengruppe B am 6. Juli 2015 führte zu einer automatischen Reaktorschnellabschaltung. Alle sicherheitstechnischen Einrichtungen haben auslegungsgemäss funktioniert und alle Bedingungen der Technischen Spezifikation Mühleberg wurden zu jedem Zeitpunkt eingehalten. Das Vorkommnis hatte eine geringe Bedeutung für die nukleare Sicherheit.
Kriterien für die Aufschaltung auf der ENSI-Website
Auslösung von Sicherheitssystemen
Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtigen Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend:
- INES-Stufe 1 oder höher
- Auslösung von Sicherheitssystemen
- Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt
- Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv
Stand: 10. September 2015