KKG: Start eines Kühlwasserdiesels über die Kühlwasserschutzlogik vom 30. Juni 2016

Betroffenes Werk / Titel

KKW Gösgen: Start eines Kühlwasserdiesels über die Kühlwasserschutzlogik

Datum / Zeit

30. Juni 2016, 16:44 Uhr

Sachverhalt

Am 30. Juni 2016 überprüfte ein Mitarbeiter des Fachbereichs Messtechnik in der ersten Wasserfassung des KKG am Oberwasserkanal zum Wasserkraftwerk Gösgen zwei Niveaumessungen. Dabei wurde an einem Messumformer, der die Niveaumessung in ein elektronisches Signal umwandelt, ein Wackelkontakt festgestellt. Zur genaueren Betrachtung wurde der Messumformer unter Spannung aus seinem Sockel gezogen und, da kein Fehler erkennbar war, wieder eingesteckt. Kurz darauf bemerkte der Mitarbeiter einen Sammelalarm, der das Auslösen einer Sicherung in der Spannungsversorgung der Niveaumessungen anzeigte. Im betroffenen Schrank war nicht erkennbar, welche Sicherung angesprochen hatte. Wie in solchen Fällen üblich klopfte der Mitarbeiter gegen die Halterungen der in Frage kommenden Sicherungen, um den Knopf der angesprochenen Sicherung zum Fallen zu bringen. Dabei löste eine zweite Sicherung aus. Damit waren die Signale beider Pegelstandsmessungen im Oberwasserkanal ausgefallen und die Kühlwasserschutzlogik forderte auslegungsgemäss den Start der Kühlwasserdiesel der zweiten Wasserfassung an. Der erste Kühlwasserdiesel war zu diesem Zeitpunkt in Übereinstimmung mit der Technischen Spezifikation des KKG für Wartungsarbeiten freigeschaltet. Der zweite Kühlwasserdiesel startete erfolgreich.

Die beiden Sicherungen wurden sofort ersetzt. Damit stand die Pegelstandsmessung wieder zur Verfügung. Der Kühlwasserdiesel konnte nach rund vier Minuten wieder abgestellt werden.

Während das Auslösen der ersten Sicherung wahrscheinlich durch das Einstecken des Messumformers verursacht wurde, konnte das Auslösen der zweiten Sicherung beim Klopfen an deren Gehäuse nicht reproduziert werden.

Die erste Wasserfassung funktionierte zu jedem Zeitpunkt normal. Der Pegel im Oberwasserkanal war konstant. Der Zulauf des Wassers erfolgt unabhängig von der Pegelstandsmessung aufgrund der Höhendifferenz zwischen Einlaufbauwerk und den zu versorgenden Systemen.

Einstufung (nach Richtlinie ENSI-B03)

INES: unterhalb der Skala

Massnahmen des Betreibers

Das KKG wird den an beiden Sicherungen anstehenden Laststrom messen und gemeinsam mit dem Einschaltstrom der einzelnen Geräte über einen Zeitraum aufzeichnen. Abhängig von den gewonnenen Erkenntnissen werden wenn nötig Verbesserungsmassnahmen definiert.

Massnahmen des ENSI

Das ENSI hat die Massnahmen des Betreibers geprüft und grundsätzlich für zweckmässig befunden.

Zusätzlich verlangt das ENSI, dass das KKG mit dem Lieferanten abklärt, ob sich die eingesetzten Messwertumformer dazu eignen, unter Spannung aus dem Stecksockel gezogen und wieder eingesteckt zu werden.

Beurteilung durch das ENSI

Zum Zeitpunkt des Vorkommnisses befand sich das KKG im ungestörten Leistungsbetrieb. Der automatische Start des Kühlwasserdiesels war auslegungsgemäss und verlief korrekt. Die Versorgung des KKG mit Kühlwasser über die zweite Wasserfassung erfolgte zusätzlich zur Kühlwasserversorgung über die erste Wasserfassung und hatte keinen Einfluss auf den sicheren Betrieb der Anlage.

Kriterium für die Aufschaltung auf der ENSI-Website

Auslösung von Sicherheitssystemen

Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtigen Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend:

  • INES-Stufe 1 oder höher
  • Auslösung von Sicherheitssystemen
  • Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt
  • Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv

Stand: 24. November 2016