Die meisten Forschungsprojekte dienen der Entsorgung

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI hat sich im vergangenen Jahr an zahlreichen Forschungsprojekten beteiligt. Die höchste Anzahl an Forschungsprojekten des Jahres 2012 gehört zu den Themenbereichen Stilllegung schweizerischer Kernanlagen und Entsorgung radioaktiver Abfälle. Das dabei gewonnene Wissen ist direkt anwendbar, wie der nun erschienene Erfahrungs- und Forschungsbericht 2012 des ENSI zeigt.

Erfahrungs- und Forschungsbericht 2012Bereits im Jahr 2011 nahm die Anzahl der Projekte auf dem Gebiet der Stilllegung und Entsorgung zu. Diese wuchs 2012 mit zwölf laufenden Projekten zum zahlenmässig grössten Teil innerhalb des Bereichs der regulatorischen Sicherheitsforschung an.

So werden das Wirtgestein Opalinuston im Felslabor Mont Terri und die Auslegung und Überwachung eines geologischen Tiefenlagers untersucht. Mit DRiMa und DACCORD sind zudem zwei Projekte der Internationalen Atomenergieagentur IAEA zum internationalen Wissens- und Erfahrungsaustausch bei Stilllegungsprojekten lanciert worden.

Erkenntnisse sind weltweit nutzbar

Beim internationalen Benchmark-Projekt DECOVALEX-2015 entwickeln ENSI-Mitarbeiter Modelle zur Berechnung wichtiger Prozesse, die in einem Lager für radioaktive Abfälle stattfinden werden. Sie gehen beispielsweise der Frage nach, wie stark sich Opalinuston in der Umgebung von Endlagerbehältern erwärmen und ausdehnen könnte. Ziel dabei ist es, mit internationalen Partnern geeignete Rechenmethoden für Tongesteine zu entwickeln und anhand von Experimenten zu testen. Das Tongestein als geologische Barriere ist das wichtigste Element des Mehrfachbarrierensystems eines geologischen Tiefenlagers. Es verhindert – zusammen mit technischen Barrieren – die Freisetzung von radioaktiven Stoffen.

Im Jahr 2012 wurden die Berechnungsergebnisse der verschiedenen Teilnehmerländer des DECOVALEX-2015 Projekts verglichen: Forscher aus Deutschland, China, Frankreich, Grossbritannien, Japan, Südkorea, Tschechien, den USA und der Schweiz berechneten die Wärmeausbreitung und die Gesteinsausdehnung für ein Experiment im Felslabor Mont Terri in St-Ursanne. Weitere Berechnungen und Vergleiche mit experimentellen Daten sind in Planung.

Die Mitarbeit am Projekt DECOVALEX-2015 hat für das ENSI eine hohe Bedeutung: „Solche Projekte sind für die Schweiz besonders wertvoll“, erklärt Michael Wieser, Leiter des Aufsichtsbereichs Entsorgung. „Das Wissen fliesst in unsere sicherheitstechnischen Gutachten für den Sachplan Geologische Tiefenlager ein.“ Denn die Beurteilung des ENSI soll stets nach aktuellem Kenntnisstand der Forschung erfolgen. Das erlangte Wissen aus internationalen Projekten wird damit direkt angewendet.

Kritischer Blick ins Ausland

In der regulatorischen Sicherheitsforschung werden laufend Erkenntnisse für die weitere Verbesserung der Sicherheit schweizerischer Kernanlagen gewonnen. Zudem analysiert das ENSI Ereignisse im Ausland, wie die Anzeichen von Materialunregelmässigkeiten des Reaktordruckbehälters in den belgischen Kernkraftwerken Doel-3 und Tihange-2.
Dieselben Ultraschallprüfungen im Kernkraftwerk Mühleberg ergaben keine Hinweise auf Herstellungsfehler. Es konnte bestätigt werden, dass beim KKM die Qualität des Grundmaterials des Druckgefässes nicht beeinträchtigt ist.

Weitere Informationen im Bericht

Neben dem aktuellen Status der Forschungsprojekte der regulatorischen Sicherheitsforschung und einer Auswahl lehrreicher Vorkommnisse in ausländischen Kernkraftwerken bietet der Erfahrungs- und Forschungsbericht 2012 aktuelle Änderungen und Entwicklungen in den Grundlagen der nuklearen Aufsicht.

Des Weiteren informiert der Bericht über den regen Austausch des ENSI mit anderen nationalen Aufsichtsbehörden und internationalen Gremien. Dazu gehört das Übereinkommen über nukleare Sicherheit CNS, das Nuklearinformationsabkommen Schweiz-Österreich oder das OSPAR-Übereinkommen über den Schutz der Meeresumwelt des Nordost-Atlantiks.