Aufsichtsjahr 2015 von umfangreichen Nachrüstungen und langen Stillständen geprägt

Das Aufsichtsjahr 2015 war geprägt vom Stillstand der beiden Blöcke des Kraftwerks Beznau in der gesamten zweiten Jahreshälfte. Die in Betrieb stehenden Kernkraftwerke in der Schweiz weisen einen guten Zustand auf und erfüllen die Sicherheitsanforderungen. Dies ist das Fazit des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI in seinem neuen Aufsichtsbericht 2015.

aufsichstberichtDie Betreiber der Schweizer Kernkraftwerke haben ihre Anlagen im Berichtsjahr weiter nachgerüstet.

Gesamthaft kommt das ENSI in seinem Aufsichtsbericht 2015 auf der Basis der abgeschlossenen Bewertungen zum Schluss, dass die Kernanlagen im vergangenen Jahr vorschriftsgemäss und sicher betrieben wurden.

„Der Schutz von Personal, Bevölkerung und Umgebung vor schädlicher radioaktiver Strahlung aus den Kernanlagen war gewährleistet“, fasst ENSI-Direktor Hans Wanner zusammen.

Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umwelt lagen im vergangenen Jahr wiederum weit unterhalb der bewilligten Limiten.

Mehrmonatige Betriebsunterbrüche für Nachrüstungen in Beznau

Die Aufsicht über den Betrieb der Kernkraftwerke im Jahr 2015 war geprägt durch die langen Stillstände wegen der umfangreichen Nachrüstungen und Prüfarbeiten in den beiden Blöcken des Kernkraftwerks Beznau. „Die technisch anspruchsvollen Nachrüstungen und teilweise damit verbundenen langen Stillstände bedingten auch für das ENSI einen grossen Ressourceneinsatz für Inspektionen, Überprüfungen und Beurteilungen“, erklärt Hans Wanner.

In beiden Blöcken des KKW Beznau wurden im Jahr 2015 mehrmonatige Revisions- und Nachrüstarbeiten vorgenommen. Die neue autarke Notstromversorgung mit vier seismisch robusten Dieselaggregaten wurde gleichzeitig mit dem Einbau zusätzlicher Sicherheitssysteme an die beiden Kraftwerksblöcke angeschlossen. Die Deckel der beiden Reaktordruckbehälter wurden präventiv durch neue ersetzt und das Anlageinformationssystem wurde auf den aktuellen Stand der Technik gebracht.

Untersuchungen in Beznau 1 dauern an

Bei den Ultraschallmessungen am Reaktordruckbehälter von Block 1 von Beznau hat die Betreiberin im Sommer 2015 bewertungspflichtige Anzeigen festgestellt. Die aufwändigen Prüfarbeiten, Abklärungen und Bewertungen waren Ende des Berichtsjahres – wie auch zum Zeitpunkt der Publikation des Aufsichtsberichts 2015 – noch im Gang. Block 1 bleibt bis auf weiteres abgeschaltet.

Bei Block 2 zeigen die Untersuchungsergebnisse am Reaktordruckbehälter ein anderes Bild. Die Betreiberin Axpo hat nachweisen können, dass der Reaktordruckbehälter die Sicherheitsanforderungen erfüllt. Nach Überprüfung hat das ENSI am 23. Dezember 2015 die Freigabe für das Wiederanfahren von Block 2 erteilt.

Vier Reaktorschnellabschaltungen in drei KKW

Im Jahr 2015 waren im Leistungsbetrieb der Kernkraftwerke vier Reaktor­schnellabschaltungen zu verzeichnen. Im KKW Mühleberg erfolgten am 6. Juli und am 2. September 2015 je eine Schnellabschaltung. Im KKW Leibstadt kam es am 21. Januar und im KKW Gösgen am 13. Juli 2015 je zu einer Schnellabschaltung. Die Anlagen verhielten sich auslegungsgemäss. Das ENSI stellte beim KKW Gösgen jedoch Verbesserungsbedarf in der Qualitätssicherung fest und bemängelte das mehrfache Auftreten menschlicher Fehler. Deshalb ordnete es das Vorkommnis der Stufe 1 (Anomalie) auf der internationalen Ereignisskala INES zu.

Wie die im Jahr 2015 abgeschlossene Analyse zweier im Jahr 2014 festgestellter, einzeln nicht meldepflichtiger Ausfälle von Grundwasserpumpen im KKW Leibstadt ergab, ist deren Kombination gemäss ENSI-Richtlinien als Vorkommnis der INES-Stufe 1 zu betrachten. Beide Pumpenausfälle hatten eine gemeinsame Ursache.